Was macht es zum Kungfu?
Was ist der Unterschied zwischen Kungfu, bzw. chinesischen Kampfkunstarten und den sogenannten 'Westlichen'?
Ich könnte hier mit der Antwort beginnen, dass es doch beim Anwender liegt und nicht bei der Kampfkunst an sich. So einfach ist es jedoch nicht. Es gibt klare und detaillierte Unterschiede zwischen den westlichen und fernöstlichen Kampfkunstarten.
Vielleicht stimmt das nicht ganz.
Westlich vs. fernöstlich trifft es vielleicht oberflächlich, ja, allerdings nicht in der Essenz. Obwohl Kultur eine sehr wichtige Rolle spielt, in welche ich gerne weiter und tiefer eingehe, aber bevor wir den Punkt der Thematik erreichen, gibt es sehr essentielle Inhalte des Themas an sich, die unbedingt angesprochen, intellektuell verstanden, sowie mit dem Gemüt erfasst werden sollten.
Was genau macht eine Bewegung zu einer Kungfu Bewegung und was zu einer z.B. modernen Savate, oder Kickbox, oder Box Bewegung? Worin sehe ich den genauen UNTERSCHIED?
Nun, viele würden jetzt an der Stelle direkt bestimmte Bewegungsbilder aus den klassischen Tierformen z.B. erwähnen, welche zum Gegensatz zu Kickboxen, oder Boxen ziemlich klar erkennbar sind.
Die Tatsache, dass eine Bewegung aus einer Tierform stammt, macht diese Bewegung nicht zum Kungfu. Wenn es so einfach wäre, würde die Nachfrage und Notwendigkeit dieses Artikels nicht existieren. Es wäre klar: Tierformen = Kungfu und typisches Boxen/Kicken mit Handschuhen = Kickboxen. So einfach ist es nicht.
Der historische Hintergrund sagt ebensowenig über die Qualitäten einer Bewegung aus, wie die Kultur woher diese stammt. Dies ist zu vergleichen mit einem Menschen, der aus einer bestimmten Kultur und einem bestimmten politischen Hintergrund stammt. Über seine MENSCHLICHEN Qualitäten sagt die Herkunft wenig aus, auch wenn viele von uns dies noch nicht so sehen. Es ist der MENSCH selbst, der seine Charakterqualitäten wählt, kultiviert und aus-raffiniert. Die Kultur, oder der politische Hintergund kann eine Kommunistische sein, eine Sozialistische, eine Kapitalistische, oder gar eine totalitäre Diktatur. Die Menschen aus sämtlichen kulturellen- und oder politischen Hintergründen können die selben Charaktereigenschaften tragen. Dies ist der Innere Trieb des Menschen selbst, auch wenn von außen durch die Kultur und Familie viel beeinflusst werden kann, die letztendliche WAHL, was für ein Mensch ich werden soll, behalte ich mir als Mensch immer vor.
So ähnlich (nicht wirklich 'gleich', aber ähnlich) verhält es sich bei Kampfkunstarten. Es entscheidet nicht der Stil, welche Qualitäten eine Bewegung hat. Der Stil kann diese fördern, oder beeinflussen, jedoch liegt es allein an der Hand des LernZIELES welche Qualitäten tatsächlich erreicht und welche Fähigkeiten manifestiert werden. Ein LernZIEL entsteht durch NACHFRAGE. Um das zu veranschaulichen ein kleines Beispiel: Nehmen wir den südlichen Tiger-Stil aus dem Shaolin Quan. Dieser 'Stil' beinhaltet aus seiner 'Herkunft' her bereits bestimmte Elemente der Erdung, Flexibilität, Leichtfüßigkeit, Schnelligkeit, Stabile Stände, Beinkraft, Steigerung der Knochendichte, Gelenkstärkung, Finger- und Handgelenk-Kraft, Greifstärke, Geschmeidigkeit, Atemschulung, Struktur-Bildung, Stimmkraft- und Stimmbänder-Schulung, Muskel-Bänder-und Sehnenkraft-Steigerung, um nur einige der Qualitäten zu nennen. Nun ist hiermit bereits ein großer Pool an möglichen Fähigkeiten VOM STIL HER gegeben, jedoch; die NACHFRAGE und das LERNZIEL werden die tatsächlich manifestierten Qualitäten hervorbringen. Der Stil kann tatsächlich das Potenzial für die Entwicklung bestimmter Eigenschaften geben, jedoch nicht wirklich die Manifestierung dieser.
Was aber meine ich mit LernZIEL und NachFRAGE?
Der Beispiel südlicher Tiger-Stil: Hier kann es einen Tänzer geben, der die Bewegungen dieses Stils sehr graziös findet und diese allein wegen deren Geschmeidigkeit ausübt. Es kann aber auch ein rein gesundheitsorientierter Mensch sein, der diesen Stil ausübt und sich von den Vorzügen der Sehnen-, Knochen- und Bänder-Kraft-Steigerung überzeugen lässt und dies zum Hauptziel seiner Praxis setzt.
Ein anderer Praktizierende dieses Stils kann von der Atemschulung, Bewegungs-Schnelligkeit und Stimmkraft als Fähigkeit überzeugt sein und diesen Stil deshalb ausüben. Auch wenn ALLE DREI Übende die SELBE Vorgabe an Bewegungen und die selben Abläufe haben, werden die Fähigkeiten dieser drei Schüler von Grund auf Andere sein! Der Tänzer wird nicht die Sehnenkraft und Knochendichte des Gesundheits-Experten erreichen, der Dritte Schüler, der sich hauptsächlich um die Atemschulung und Stimmkraft bemühte wird nicht die Geschmeidigkeit des Tänzers erreichen und umgekehrt. Die Gründe dafür sind die Trainings-METHODEN innerhalb des Stils. Der STIL ist der Selbe. Die HERKUNFT ist die Selbe, die KULTUR des Stils ist der Selbe, die Linie zum Gründer des Stils ist die Selbe, aber 3 Schüler, 3 voneinander komplett verschiedene Fähigkeiten und Qualitäten.
Deshalb;
Weder die Kultur, noch die Linie, noch das Land, noch die Tatsache, dass es klassische Tierformen sind (um bei diesem Beispiel zu bleiben) sind 'hauptsächlich' ausschlaggebend für die tatsächliche Manifestation an Fähigkeit, Qualität und Ausdruck der Bewegung.
Es ist die TrainingsMETHODE, die zum gegebenen Potenzial des Stils UND des Schülers, entscheidend ist.
Zurück zu unserer GRUND-Frage: WAS macht es zum Kungfu? WAS ist der Unterschied zwischen Kungfu und anderen Kampfsportarten?
Hier muss ich das Thema noch einmal ausweiten in die Definition von KampfKUNST und KampfSPORT. Denn darin liegt bereits ein großer Unterschied.
Bei einer Sportart sind bestimmte ZIELE bereits durch die 'Versportlichung' vorgegeben. In der KUNST jedoch, ist die FREIHEIT der Antrieb.
Welche Freiheit?
Jene, die aus einen Tänzer, einen geschmeidigeren Tänzer machen kann, aus dem Gesundheitsmenschen einen gesünderen Menschen und aus dem Ausdrucks-Menschen einen ausdrucksvolleren und ausdrucks- akkurateren Menschen.
Die Freiheit ergibt sich aus dem Pool der Potenziale - die Manifestation jedoch aus der Methodik des Übens.
Der Name sagt es bereits: Es ist eine KUNST. Dahinter sind Dinge verborgen, die den Rahmen einer 'Sportart' bei weitem übertreffen.
Ein Sport ist sicherlich auch eine körperliche Ertüchtigung mit bestimmten Qualitäten. DIESE JEDOCH unterstehen den sportlichen ZIELEN. Nehmen wir das Boxen. Man kann es selbstverständlich auch just for Fun ausüben, na klar. Die RICHTUNG jedoch ist immer während gegeben. Es sind die BOXTECHNIKEN, KÖRPER STRUKTUR und ganz bestimmte SCHRITTARBEIT mit der richtigen Deckung und den dazugehörigen Strategien, welche diese Sportart ausmacht. Diese sind den entsprechenden WETTKÄMPFEN angelehnt und richten sich größtenteils nach diesen. D.h. ein Mensch, der demnächst einen TaekWonDo Kampf zu bestreiten hat, wird sicher nicht als Vorbereitung dafür zum Boxen gehen, sondern Taekwondo trainieren. Das gilt genauso umgekehrt, denn es sind andere ZIELE bereits INNERHALB der SPORTART 'GESETZT'.
Wie verhält sich dies bei einer KampfKUNST?
Kampfkunst-arten haben auch ihre Ziele. Das stimmt. Diese richten sich allerdings nicht nach sportlichen Veranstaltungen und Wettkampf-Ausschreibungen, sondern nach dem MENSCH und dessen Entwicklung SELBST. An dem Punkt ist der erste Große Unterschied.
Das gesagt; sicherlich kann eine Kampfsportart auch eine KUNST sein. Das ist nicht ausgeschlossen. Dennoch ist auch diese Kunst dann dem ZIEL des SPORTS angelehnt und untergeordnet.
In der Kunst jedoch ist der MENSCH in seiner Entwicklung übergeordnet.
Diese Entwicklung kann körperlich-physisch sein, und- oder mental-geistig. Es ist aber keine Sportveranstaltung, die diese Entwicklung beeinflusst, oder gar definiert. Die Freiheit der zu nutzenden 'Werkzeuge' stehen ebenso im Vordergrund, wie die Manifestation bestimmter Fähigkeiten durch ganz bestimmte Lern-Methodiken. Diese sind FREI und nahezu grenzenlos als Quelle vorhanden in der Kunst, denn das Herz ist es, welches nun den Antrieb angibt, nicht eine Platzierung an einer sportlichen Veranstaltung.
Eine sportliche Anlehnung und der Wettkampf-Antrieb kann ganz bestimmte, AUF DEN JEWEILIGEN SPORT HIN ZUGESCHNITTENE Fähigkeiten auf das Äußerste hin - auf die Spitze treiben (siehe das heutige Brasilianische Jiu Jitsu). Gleichzeitig sind genau DADURCH viele andere Tools vernachlässigt, bzw. schlichtweg NICHT gegeben als Potenzial.
Wie oben beschrieben ist auch in der KUNST diese 'Spezialisierung' gegeben, sodass auch hier 'Vernachlässigung' bestimmter anderer Qualitäten entstehen können. Jedoch, ist hier zumindest die Ausgangs-Perspektive nicht eine auf eine Wettkampf-basierende Fähigkeit beschränkt, sondern bietet oft, wie in unserem ersten Beispiel vielerlei Spezialisierungen für verschiedene Zwecke (Gesundheit, körperlich-physische Überlegenheit durch Sehnen- Bänder- und Knochenkraft-Anhebung, Geschmeidigkeit, Leichfüßigkeit etc.)
Nun ist der ANWENDER, derjenige der wählt, welche Qualitäten er nach vorne treiben möchte, nicht die SPORTART- oder die Vorgabe der 'versportlichten' Wettkämpfe. (da ist ein wichtiger Unterschied zwischen 'Ver-sport-lichung' des Wettkampfes und des Wettkampfes an sich, als solcher, der DURCH 'FREIE' VERGLEICHE zur FREIEN Weiterentwicklung führen kann.)
Was macht jetzt Kungfu zu Kungfu? Wann kann ich mich Kungfu-Mann oder Kungfu-Frau nennen?
Oder anderst gefragt: Würde ein Mensch, der einwenig Lust auf Pratzentraining mit Boxhandschuhen hat, sich als einen Boxer bezeichnen? Oder wenn ein Mensch zwar regelmäßig, aber eher obligatorisch, einpaar Gelenk-Hebel zum Spaß lernt; würde dieser sich Grappler nennen? Würde ein Tänzer sich Kungfu-Kämpfer nennen, nur weil er zu seinem Tanz nun auch mit Kungfu-Tierformen beschäftigt? Sicher nicht. Der Tänzer bleibt der Tänzer, welches allein bereits eine der höchsten Künsten in meinen Augen darstellt... Die Tatsache, dass dieser Mensch Abläufe bestimmter Tierformen lernt, macht keinen Kungfu-Menschen aus ihm.
WANN aber WIRD es zum Kungfu?
Durch die klare Fähigkeit, welche zum Vorschein kommt!
Dann ist auch ein Tänzer, ein Kungfu-Mensch und auch ein Boxer und auch ein Kick-Boxer, so es sich um Kungfu-Relevante Fähigkeiten und Qualitäten handelt.
Abgesehen davon dass Kungfu = Gongfu = Erlange Fähigkeiten durch kontinuierliche Zeitaufwand und Mühe = ALLES Gogfu genannt werden kann, was durch eine längere Zeit kontinuierlich geübt und zur Fähigkeit geworden ist, nehmen wir hier Gongfu als KUNG FU - die amerikanische Bezeichnung der Chinesichen Kampfkunstarten aus den 60ern und 70ern. Sprich KUNGFU als ein Begriff für chinesische KAMPFKUNSTARTEN.
Wie am Anfang vermerkt, kann hier gesagt werden "Kampfkunst ist Kampfkunst, da spielt die Herkunft keine Rolle". Jedoch beherbergen bestimmte INNERE Kampfkunstarten aus der chinesischen Kultur ganz besitmmte Qualitäten und Fähigkeiten, welche diesen Satz nichtig (für DIESEN BEREICH UND MOMENT nicht gütlig) machen.
Erst einmal: Was sind INNERE Kampfkunstarten?
Ich will hier nicht die geschichtswiederholenden Erläuterungen bringen und die typischen 3 bekannten Inneren Kampfkunstarten Taijiquan, Baguazhang und Xingyiquan nennen, um diese dann im Gegensatz zu den typischen Äußeren Stilen, wie das Shaolin Quan, Tongbei Quan, Yongchunquan (Ving Tsun), Piguazhang und diverser anderer Stile, die KATEGORISCH zu den Äußeren Stilen gezählt werden, zu nennen, denn meine Auffassung von INNERER und ÄUßERER Stil hat beachtliche Unterschiede zu den in der VR China veralgemeinerten Meinungen.
Innerer Stil oder ein Inneres System bedeutet für mich, dass dieses System 2 Merkmale aufweist.
1) Die Trainings-METHODIK beinhaltet bestimmte INNERE Übungen, die wir INNERE ARBEIT nennen
2) Die ersichtlichen Fähigkeiten zeugen von dieser Trainings-Methodik.
Insofern habe ich persönlich immens viele Shaolin-Meister persönlich getroffen, die ich klar zu den INNEREN STILE-ANWENDERN zähle und genügend Taijiquan-Meister, die ich ganz klar zu den Außeren Stile Anwendern zähle.
Angesichts der Tatsache, wie ICH PERSÖNLICH diese beiden Trainings-Methoden unterscheide, sprechen wir jetzt von den INNEREN Stilen.
Eine Kunst, welche die Sehnen-Kraft ausgiebig behandelt und belebt, diese ÜBER die Muskel-Kraft legt und die Übungen die Methode aufweisen, dass die Sehnen und Bänder fortwährend gestärkt und eine dynamisch sehr ausgeprägte Beschaffenheit erlangen, dann sprechen wir von wirklich körperlich-INNEREN Fähigkeiten.
Wie zeigt sich das?
Unreale Geschwindigkeit und Stabilität in den Bewegungen mit einer Präzision, Leichtigkeit und einer Kraftübertragung, welche an Unglaubwürdigkeit grenzen.
Jetzt: AUFGEPASST! Diese Fähigkeit sagt noch nichts Ausschlaggebendes über die Kampfkraft- und die strategischen Kampffertigkeiten des Ausübenden aus!
Ein 100-Meter-Läufer kann der schnellste Mensch im Rennen sein, diese Qualität und Fähigkeit sagt nichts über sein KAMPF-VERHALTEN aus. Dies sind zweierlei VON GRUND AUF verschiedene Qualitäten.
Das ist der Hauptgrund, dass viele Kungfu-Experten, sich auf ihre Inneren Fähigkeiten verlassend, in den Kampf gehen und dort gnadenlos versagen, da die tatsächlichen KAMPF-Fertigkeiten (wie Timing, Distanzgefühl, Nehmerqualitäten, Körpersprache, Bewegungs-Rythmus, und vor Allem die Erfahrung mit und gegen unkooperative 'Gegner' sich zu behaupten) fehlen.
Die INNEREN Fähigkeiten, können die tatsächlichen KAMPFFERTIGKEITEN aufwerten, keine Frage, aber sie können sie nicht ersetzen!
Um hier die umgekehrte Schlussfolgerung zu setzen: Bin ich jetzt ein guter Kungfu-Mann, weil ich gut kämpfen kann? -NEIN-
Bin ich ein guter Kungfu-Mann, weil ich Tierformen gelernt habe? -NEIN-
Bin ich ein guter Kungfu-Mann, weil ich bestimmte in einer klassischen Linie vorhandenen Techniken und Bewegungsabläufe lerne und übe? -NEIN-
Bin ich ein Kungfu-Mann, nur weil mein ausgeübter Stil 'Kungfu' heist? -NEIN-
Dies kann ich auf alle weiteren 'Stile', 'Systeme', sowie 'Konzepte' anwenden. Sei es Jeet Kune Do, Ving Tsun, Xingyiquan, Taijiquan, Shaolin Quan etc.
Es ist nicht der Name des 'Stils', oder 'Konzeptes' welches MICH zu dem macht, was ich bin, sondern meine ZIEL-Setzung im Training und meine Bereitschaft zu geben.
Zurück zu der Hauptfrage... WAS genau ist der Unterschied des KUNGFU?
Als einen wichtigen Anhaltspunkt nehme ich persönlich immer gerne den ANTRIEB der Kraft. Um nicht in Begrifflichkeiten wie DAN TIAN und NEI GONG zu verfallen.. ist es immernoch ziemlich einfach das zu erklären. Was ist der ANTRIEB in meinen Bewegungen? Was ist der ENGINE? Das Herzstück und woher kommt der Wille, Die Absicht und Haupt-Intention, wenn ich mich bewege? Kurzgefasst aus welcher ESSENZ bewege ich mich?
Darin liegt für mich der Hauptunterschied zwischen INNEREM GONGFU (als Stil) und (westliche) Kampfsport- und Kunstarten.
Am Anfang sprach ich davon, dass die Kultur keine Unterschiede der Kampfkunst-Fähigkeiten bringt. Später habe ich erklärt, dass es durch die Schulung der INNEREN Fähigkeiten und Künste doch Unterschiede (besonders kulturell bedingt) geben kann.
Nun zu diesen kulturellen Unterschieden.
Wir sprechen hier hauptsächlich von chinesischen Kampfkunstarten, da diese mein Hauptbereich darstellen. Sicherlich gibt es viel, was ich aus der Welt der westlichen Kampfkunst nicht kenne. Bedienen werde ich mich allerdings hier in diesem Artikel gerade deshalb lediglich von meinen bisherigen Kenntnissen der Kampfkunstarten aus dem Land der Mitte.
Wenn man die jahrtausende andauernde und sich immerwährend entwickelnde Kultur Chinas tiefer anschaut, so entdeckt man -ganz gleich in welche Ecke man schaut- ein Merkmal, welche IMMER und IMMER WIEDER hervorsticht. Und das ist das Merkmal der Nachgiebigkeit um zu überleben. Diese Begrifflichkeit kann ich auch folgend ausdrücken: Weichheit, um (weiter) zu wirken.
Was steckt in diesem Wort Weichheit und was steckt an sich in dieser Aussage?
Weiter zu wirken bedeutet Langlebigkeit. (Langhaltigkeit).
Weichheit ist die Art und Weise, wie das WEIBLICHE überlebt. Es ist dem MÄNNLICHEN weit überlegen an diesem Punkt. Weibliche Samenzellen überleben nachweislich länger als Männliche. Es ist nachgewiesen, dass weibliche Samenzellen zwar langsamer als männliche Samenzellen sind, dafür aber stärker und kräftiger in Dauer des Lebens. Die Männlichen sind hingegen beweglicher und dynamischer. Die Altersgrenze der Sterblichkeit bei Frauen ist weit höher als bei Männern. Frauen kann man als Überlebenskünstlerinnen bezeichnen, ohne sie lediglich auf diese Eigenschaft zu begrenzen.
Somit;
wenn ein Mensch (ganz gleich, ob Mann, oder Frau) sich weibliche Eigenschaften zu eigen machen kann, so kann dies die Lebensqualität und vor Allem die Lebenserwartung erweitern. Auch das ist etwas Vorherbestimmtes nach unserer Auffassung! Die WAHL des Lebens-Stils jedoch 'zeigt' dementsprechend WAS vorherbestimmt war. Langlebigkeit durch Weichheit und Ruhe, oder eher ein schnelles, dynamisches Leben, welches kürzer gestreckt ist.
Eben dies spiegelt sich in der Kampfkust Kultur der Menschen wieder, die sich über jahrhunderte, gar jahrtausende die Langlebigkeit und das Nachgeben, um zu wirken zum Lebenseinstellung gemacht haben.
Eine der zahlreichen Unterteilungen zwischen NEI JIA und WAI JIA (Innere und Äußere Stile) liegt auch der HERKUNFT dieser Kampfkunst zugrunde. Somit ist das Shaolin Quan, welches geschichtlich dem Buddhismus angelehnt ist und aus Indien nach China gelangte, etwas, was von AUßEN kam (WEI JIA) und bestimmte Taoistische Stile hingegen Stile, die VON INNEN (NEI JIA) sich gestaltet haben, da der Daoismus als eine rein auf China zurückzuführende Lehre angesehen wird.
Demzufolge... wiegt die Kultur tatsächlich und nichtsdestoweniger ziemlich schwer in der Aussage, WAS Inneres Kungfu ist und was Äußeres Kungfu, bzw. welche Fähigkeiten buchstäblich zu den Inneren Fähigkeiten und Qualitäten zählen und welche zu den Äußeren.
Die ÜbungsMETHODIK hatten wir gesagt. Hier schließt sich der Kreis!
Ich nenne es die METHODE des Weiblichen, Nachgiebigen und die sich durch die Hingabe und das dem Starken Bäugen entstehende Wirken und Lebendigkeit. Heirin sind nun viele Aspekte enthalten, welche nicht wirklich im Rahmen dieses Artikels behandelt werden können, in die jedoch an späterer Zeitpunkt eingegangen werden kann. Wichtig für uns jedoch ist.. welch eine GESAMT-EINSTELLUNG der Praxis hier als Bild anschaulich gemacht wird! Und zwar ist es NICHT das Bild des ehrgeizigen Athleten, sondern eher das des beständigen Adepten.
Wirkliche Sehnenkraft ist nicht durch grobe Muskelnutzung zu erlangen.
Wirkliche und dynamisch im Kampf NUTZBARE Sehnenkraft, welche unheimliche Schnelligkeit und Ausdauer in sich als Fähigkeit birgt, ist auch nicht durch herkömmliches, oder innovatives Ausdauer-Training, oder Kraft-Ausdauer-Training zu erlangen, denn diese sprechen immer in erster Linie die Entwicklung von MUSKELGRUPPEN und das LUNGENVOLUMEN an, während Innere Dynamik sehr viel mehr mit der Ausbildung von der Sehnenkraft durch ABLASSUNG von Muskel-Grob-Nutzung, sowie die Tiefenatmung abhengt!
Die Ausbildung der Sehnenkraft geht in 3 Hauptkategorien:
1) Statische Sehnenkraft
2) Dynamische Sehnenkraft
3) Dynamische Sehnen-Schnell-Kraft.
Schritt 1:
Die Statische Sehnenkraft wird hauptsächlich (nicht nur) durch Stehende Meditations- und Atemübungen geschult und praktiziert. Langes, bewusstes und Meditatives Stehen veranlasst eine Tiefen-Entspannung, welche die Muskeln zur vollkommenen Entspannug verhilft und die Zeitspanne, in der dies passiert sorgt für die Aktivierung der Sehnen, welche die Muskeln mit den Knochen verbinden, denn Sehnen sind, dadurch, dass sie nicht in dem Grade dehnbar, wie Muskeln sind, dafür geschaffen bestimmte Positionen zu HALTEN, während die Muskeln eher die Bewegungen des Körpers leiten. Natürlich gibt es auch HALTE-Muskeln, wie z.B. bestimmte Muskelgruppen des Rückens, die zum Gegenteil des Bizeps, eher HALTEND wirken, als wie beim Bizeps kürzer betätigend bewegend. Aber GENERELL betrachtet sind Sehnen von der Beschaffung her anders gegliedert als Muskeln an sich. Sie haben durch ihre stärkere und weniger dehnbare Beschaffenheit EHER das Potential eine Position zu HALTEN, als das die Muskeln das tun würden. Genau aus diesem Grund beginnt die sogenannte Innere Entwicklung der Sehnen DURCH das 'entspannte' und 'längere' Halten einer bestimmten, nach dem Inneren Feng Shui angewandt gestalteten Position, welches wir so im Alltag, oder in anderen Sport-, oder Kampfkunstarten, nicht tun.
Diese Innere Entwicklung steigert mit der Zeit durch Beständigkeit die statische Kraft der entsprechend in der Position betonten Sehnen.
Dies ist der erste wichtige Teil und Schritt zu den Inneren Fähigkeiten dieser Kunst.
Schritt 2:
Eine dementsprechend weiterführende Methode, um diese statische Sehnenkraft auch im Fluss der Bewegung ausfindig zu machen ist das LANGSAM entspannte Üben in Bewegung, sei es Taijiquan, oder bewusste PARTNER ÜBUNGEN (wie z.B. das Tui Shou, Inneres Chi Sao etc) in denen Entspannung im Vordergrund steht, unter Einhaltung bestimmter Atem- und Gefühls-Prinzipien, welche die Bewegungen gesondert von Innen beleben.
Bei der dynamischen Sehnenkraft verhält es sich ähnlich, nur, dass die vorher 'gehaltene Position' nun durch sehr entspannte dynamische Bewegungen ergänzt werden. Hier werden explizit bestimmte fokussierte Zug- und Schläuderbewegungen min vergleichsweise längeren Interwallen geübt, sodass mit der Zeit zu der statischen Sehnenkraft nun die dynamische Schlag und Zugkraft hinzugefügt werden kann. Das ist der Moment, wo das Gegenüber 'gezogen' wird und nicht weis, was ihm geschieht, weil er überhaupt keine Macht dagegen aufbringen kann.
Schritt 3:
Als letztes (in dieser Stufe) beginnt der Praktizierende, die aus der Körpermitte kommende Rotationsenergie mit dem Schläudern, Öffnen und Schließen zu vereinen. Auch die sogenannte Wellenkraft, welche aus dem Boden gezogen, über die Beine, Hüfte, den Rücken zu den Armen und Händen gelangt, gehört zu dieser Übungsebene. Die Höhere Variante ist die Kraft aus dem Essenz (dem Dan Tian - Elixier Feld des Körpers) nutzend die Bewegung um ein vielfaches zu verstärken und eine unreale Geschwindigkeit in völliger Entspannung zu manifestieren.
Dies sind EINIGE der Unterschiede, die das KUNGFU als solches von bestimmten anderen Kampfsport- und Kunstarten unterscheiden.
Die Thematik ist um ein vielfaches komplexer, wenn ich es im Detail erklären sollte, jedoch, lediglich um eine oberflächliche Perspektive zu geben sollte dieser Artikel ausreichend sein.
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